Druckansicht der Internetadresse:

Kunst auf dem Campus der Universität Bayreuth

Seite drucken
pns-headerbild

Fotos: Anette Kradisch

PNS -Gebäude Polymer nanostructures

„perspective in surface“ (2021) von Jasmin Schmidt

Wandgestaltung im Foyer des Forschungsgebäudes Polymer and Nanostructures, Universität Bayreuth

Die Wandgestaltung perspective in surface stellt Verbindungen zwischen Chemie und Kunst durch abstrahierte Betrachtung und Verdeutlichung von Gemeinsamkeiten her. Grundlegend ist die Erkenntnis, dass sowohl die künstlerische als auch die chemische Forschung durch das Finden, Beobachten und anschließende, mitunter experimentelle Verändern von Strukturen geprägt sind. Durch die von der jeweiligen Forschung angestrebte Reorganisation von Strukturen erfolgt immer auch gleichzeitig eine Modellierung von Oberfläche. So können Oberflächen in Kunst und in Chemie als komplexe erforschbare Wirklichkeiten verstanden werden, welche die darunter liegenden Bedeutungen zum Ausdruck bringen. perspective in surface verdeutlicht, dass es Chemie und Kunst gemein ist, Perspektiven anhand von Oberflächen zu schaffen. Dabei ist Perspektive hier sowohl als der optische Standpunkt einer Betrachtung, als auch als zukunftweisendes, inhaltliches Moment zu verstehen.

Dafür wurde basierend auf den, in einer gleichmäßigen-geometrischen Schriftart gezeichneten, Wörtern NANO (gr. nános ‚Zwerg‘) und POLY (gr. polýs ‚viel‘) eine grundlegende Struktur erstellt. Diese verweist durch die sich wiederholende Verkettung auf Polymere.  Als geschwungene Form erstreckt sich diese Struktur über alle drei Ebenen des Gebäudes und interagiert spielerisch mit diesen. perspective in surface betont durch Brechungen, Lücken, Spiegelungen, Wiederholungen und Transparenzen fortlaufend die vorhandene Architektur und die eigene Form. Mit jeder Bewegung der Betrachter:innen durch das Gebäude lädt die Wandgestaltung zum ständigen Perspektivenwechseln ein.

Der Idee von perspective in surface folgend verzichtet die Gestaltung auf raumgreifende Objekte und orientiert sich an der Oberfläche. Sie ist bewusst flach gehalten, durch einen kleinen Abstand zur Wand wird die Struktur jedoch zum untersuchbaren Objekt. Innerhalb dieses Objekts betonen minimale Abstufungen in 3mm-Schritten gleichzeitig die gemeinsame Oberfläche als auch die Möglichkeit, diese genauer hinsichtlich ihrer Struktur zu betrachten. So wird der Blick auf die Materialität geleitet: perspective in surface besteht aus zwei im Dialog stehenden Kunstoffen auf insgesamt 135 Flächenstücken. Zum einen händisch mit Acrylfarben von der Rückseite bemalten Polycarbonatplatten (6mm), die Pinselduktus zeigen und in transparenten Bereichen die Wand im Hintergrund bewusst durchscheinen lassen. Durch die rückseitige Bemalung der Platten, behält die Oberfläche ihren spiegelnden Kunststoff-Character und verändert ihr Erscheinungsbild mit dem Lichteinfall. Zum anderen Mineralwerkstoffplatten mit 30% recyceltem buntem Acrylglas-Anteil in den Grundtönen schwarz, weiß und hellgrau, die Terrazzo imitieren.

Materialauswahl und malerische Bearbeitung greifen dabei nicht nur das durch die Innenarchitektur vorgegebenem Farbkonzept auf und bereichern es mit einem pastellenen Farbverlauf im triadischen Kontrast. Sie gliedern sich ebenfalls in das Gesamtkonzept ein. Die unbemalten Recycling-Kunststoffe beschäftigen sich, ähnlich wie Malerei, mit Imitation und Zitaten der Wirklichkeit und verweisen so auf die kurze Geschichte der Kunststoffe, die jetzt schon global zu irreversibler Sedimentation geführt hat. Diese Entwicklung geschah synchron mit der Kulturalisierung des spätmodernen Lifestyles, der sich am kreativ-künstlerischen Menschen orientiert. Ein dem entgegenwirkendes neues Denken über ökologische Anforderungen muss daher zeitgenössischer künstlerischer und chemischer Forschung eingeschrieben sein. perspective in surface zeigt, dass die Erforschung von Struktur und Oberfläche es beiden Disziplinen im gemeinsamen Wechselspiel ermöglicht, neue Lösungen zu finden und sich zukunftsgerichtet zu entwickeln.

www.jasminschmidt.com


Verantwortlich für die Redaktion: Oliver Gschwender

Facebook Twitter Youtube-Kanal Instagram LinkedIn UBT-A Kontakt